Dieser Artikel erklärt, warum die nächsten Jahre prägend sein könnten. Klinische Studien und Register liefern mehr Daten, während Qualitätsstandards wie HPLC, GC-MS und GMP die Basis für sichere Arzneimittel legen.
Die FDA verzeichnet seit den 1970er Jahren über 800 IND/Pre‑IND‑Anträge. Epidiolex wurde 2018 zugelassen und zeigt, welches Potenzial gezielter Wirkstoffe besteht.
In Deutschland sammelt die BfArM‑Begleiterhebung 2023 Hinweise auf häufige Anwendung bei chronischen Schmerzen. Gleichzeitig treibt die legale Öffnung in Nordamerika seit 2012/2018 den globalen Markt an.
Kurz: Forschung und Industrie beschleunigen sich gegenseitig. Qualität und Konsistenz sind die Eintrittskarte für Zulassungen und patientennahe Anwendungen.
Wesentliche Erkenntnisse
- Mehr strukturierte Studien und Register verbessern die Evidenzlage.
- Strenge Qualitätsprüfungen sichern Identität und Reinheit.
- Regulatorische Öffnungen führen zu mehr klinischer Aktivität.
- Das Potenzial für neue Therapien wächst, bleibt aber mit Fragen zur Langzeitsicherheit verbunden.
- Patientenzentrierte Forschung wird die praktische Versorgung stärken.
Zukunftsperspektiven der Cannabisforschung
Eine neue Welle klinischer Projekte und weniger stigmatisierte Rahmenbedingungen verändern aktuell das Forschungsbild.
Warum das wichtig ist: Regulierung und steigende Studienzahlen schaffen einen Kipp-Punkt. Die FDA beobachtet mehr IND-Anträge für seltenere cannabinoide Stoffe und Terpene. Parallel laufen über 200 aktive CBD-Studien (Q3/2023) für rund 25 Indikationen.
Schlüsseltrends: Qualität, Personalisierung, neue Wirkstoffklassen
Qualität wird zentral: Stabilitätstests, HPLC, GC‑MS und mikrobiologische Kontrollen sichern Reinheit und Konsistenz. Ohne validierte Analytik sterben Studien vorzeitig.
- Personalisierung: mehr daten zu Genetik und Metabolismus ermöglichen präzisere Verordnungen.
- Neue Klassen: kleinere Cannabinoide und Terpene könnten Behandlungslücken schließen.
- Legalisierung und Austausch fördern globalen Wissenstransfer; Deutschland erlaubt medizinische Nutzung seit 2017.
Für Ärztinnen und Patienten bedeutet das mehr Möglichkeiten – aber auch höhere Anforderungen an Aufklärung und Steuerung. Wer sofort praktische Hilfe sucht, findet Informationen zu Rezepten in Berlin hier: Cannabis-Rezept Berlin.
Status quo der Evidenz: Was klinische Studien bereits zeigen
Klinische Befunde vereinen randomisierte Versuche und Versorgungsdaten zu einem klareren Bild. Kurze, hochwertige daten geben erste, belastbare erkenntnisse für die Praxis.
Randomisierte, kontrollierte Studien
RCTs liefern die stärkste Evidenz bei schwerer epilepsie, Chemotherapie‑bedingter übelkeit und Spastik bei MS.
Diese klinische studien erklären auch Zulassungen wie Epidiolex und zeigen konsistente positive Wirkungen.
Real‑World‑Evidence und Registerdaten
Die BfArM‑Begleiterhebung (2023) weist chronische schmerzen als häufigste Indikation aus.
“Viele Patientinnen berichten über spürbare Linderung im Alltag.”
Register ergänzen RCTs, indem sie Praxis‑Erfahrungen und längerfristige Nebenwirkungen abbilden. Mehr Studien und Registerdaten stärken so die Entscheidungsgrundlage.
Meta‑Analysen: Chancen und offene Fragen
Systematische Reviews sehen Potenzial bei Schlaf, Appetit und Schmerz, fordern aber längere Laufzeiten und bessere Endpunkte.
Wer schnelle Hilfe sucht, findet Hinweise zu Cannabis gegen chronische Schmerzen, doch die Forschung bleibt in Teilen uneinheitlich.
Regulatorische Entwicklung und Qualitätsstandards als Innovationstreiber
Regulatorische Erfahrung aus Jahrzehnten liefert Leitplanken für moderne Entwicklungsprozesse. Seit den 1970er Jahren haben Behörden weltweit, allen voran die FDA, viele Verfahren geschärft.
Die Praxis zeigt: klare Vorgaben reduzieren Risiken und beschleunigen Studien. IND‑ und Pre‑IND‑Abläufe strukturieren frühe Schritte und vermeiden wiederholte Rückfragen.
FDA‑Learnings aus 50 Jahren: INDs, Pre‑INDs und Leitlinien
Mehr als 800 IND/Pre‑IND‑Anträge seit den 1970ern haben Standards geformt. Leitlinien empfehlen Stabilitätstests, validierte Analytik und GMP‑Dokumentation.
Analytik und GMP: HPLC, GC‑MS und mikrobiologische Tests für Sicherheit
Analytische Methoden sichern Identität und Reinheit. HPLC belegt Wirkstoffgehalte, GC‑MS prüft Lösungsmittel, mikrobiologische Tests verhindern Kontaminationen.
Prüfmethode | Zweck | Konsequenz für Zulassung | Beispiel |
---|---|---|---|
HPLC | Identität & Gehalt | Nachweisbare Dosiskontrolle | Validierte Referenzstandards |
GC‑MS | Lösungsmittelrückstände | Sichere Verabreichung | Restlösemittel nach ICH‑Richtlinien |
Mikrobiologie | Kontaminationsprüfung | Patienten safety Schutz | Sterilitäts‑/Keimtests |
GMP & DMF | Reproduzierbarkeit | Übertragbare Studiendaten | Hersteller‑DMF im Zulassungsdossier |
Warum Konsistenz und Reinheit den Zulassungserfolg bestimmen
Strenge Qualität reduziert Studienabbrüche. Konsistente Produkte erlauben belastbare Aussagen zur Wirksamkeit und sicherheit.
So verschiebt sich die Pipeline von Rohpflanzen zu standardisierten Wirkstoffen. Diese Entwicklung fördert robuste Forschung und nachhaltige medizinische Anwendungen.
Therapeutische Bereiche im Fokus: Schmerz, Neurologie, Immunologie und Sucht
Studienlandschaften verschieben sich: Schmerztherapie und Suchtbehandlung stehen im Fokus. Die FDA nennt Sucht/Schmerzen als größten Anteil an Anträgen (≈53%), gefolgt von Neurologie und Immunologie.
Schmerzen und Spastik: wachsende, aber differenzierte Evidenz
Real‑World‑Daten berichten oft von Linderung bei chronischen schmerzen.
Randomisierte Studien bleiben heterogen. Entscheidend ist die gezielte Patientenselektion, Dosierung und Darreichungsform.
Bei Spastik, etwa bei MS, existiert eine stärkere Evidenzbasis und klarere klinische Einordnung.
Epilepsie und zugelassene Präparate: Lehren aus Epidiolex
Epidiolex (2018) zeigt, dass ein definiertes Wirkstoffprofil und eindeutige Endpunkte zur Zulassung führen können.
Dieses Beispiel verdeutlicht, wie standardisierte Präparate das Potenzial für konkrete behandlungsoptionen erhöhen.
Sucht und Opioidkrise: frühe Signale für cannabinoidbasierte Interventionen
Frühphase‑Studien deuten an, dass cannabinoidbasierte Ansätze die auswirkungen von Opioidkonsum mindern könnten.
Die rolle von medizinischem cannabis in der Suchtmedizin bleibt experimentell, aber vielversprechend.
Fazit: Für viele erkrankungen wächst die Evidenz, doch forschung, Präzisierung von Wirkprofilen und standardisierte Produkte bestimmen die künftige klinische wirkung.
Verabreichungsformen im Wandel: Von Inhalation zu smarter oraler Formulierung
Frühe Forschung konzentrierte sich stark auf die Inhalation. Seit 2010 haben sich Kapseln, Tabletten, Öle und gereinigte Extrakte etabliert.
Heute dominieren vier Wege: Inhalation, oral, topisch und injizierbar. Jede Route bietet Vor- und Nachteile in Bezug auf Dosiskontrolle, Wirkung und Sicherheitsprofil.
Bioverfügbarkeit als Schlüsselproblem
Die orale Gabe leidet oft unter niedriger und variabler Bioverfügbarkeit. Das beeinflusst Wirkung und Messbarkeit.
Moderne Formulierungstechniken verbessern Aufnahme und stabilisieren Plasmaspiegel. So sinkt die Variabilität und die klinische Aussagekraft steigt.
Feste orale Darreichung: Alltagstauglichkeit und Adhärenz
Tabletten und Kapseln unterstützen Patienten im Alltag. Sie erleichtern Dosierung, Lagerung und Langzeitbehandlung.
“Feste Formen steigern die Akzeptanz und verbessern die Therapietreue.”
Verabreichungsweg | Vorteil | Herausforderung |
---|---|---|
Inhalation | Schneller Wirkungseintritt | Langzeit‑Sicherheitsdaten |
Oral (fest/flüssig) | Einfach & dosierbar | Variable Bioverfügbarkeit |
Topisch | Lokale Linderung | Begrenzte systemische Wirkung |
Injektabel | Präzise Wirkstoffspiegel | Invasivität, Herstellungsqualität |
Die Kombination aus Formulierung, Matrix und Hilfsstoffen entscheidet über Qualität und klinische Wirksamkeit. Für medizinischem cannabis markieren diese fortschritte ein wichtiges jahr in Richtung standardisierter anwendungen.
Über CBD hinaus: kleinere Cannabinoide und die Rolle der Terpene
Forscher richten den Blick zunehmend auf seltene Moleküle der Pflanze, die neue therapeutische Fenster öffnen könnten.
CBG, CBN und Co.: Potenziale jenseits der Hauptwirkstoffe
CBG und CBN zeigen in ersten präklinischen Studien eigenständige Effekte. Die FDA rechnet mit mehr INDs für solche weniger verbreiteten cannabinoide.
Erste Daten deuten auf spezifische Wirksamkeitsprofile für einzelne Indikationen hin. Neue INDs könnten so Versorgungslücken schließen und die Pipeline verbreitern.
Terpene: mögliche antidepressiv- und krebshemmende Effekte im Blick
Terpene werden nicht mehr nur als Aromastoffe betrachtet. Sie könnten die wirkung von Cannabinoiden modulieren und haben Hinweise auf antidepressive sowie onkologische Effekte.
“Terpene könnten Co‑Wirkstoffe sein, die das klinische Potenzial von Extrakten erhöhen.”
Standardisierung bleibt eine Herausforderung, da viele Moleküle nur in niedrigen Konzentrationen vorkommen.
- Möglichkeiten: Kombinationsprofile statt Einzelsubstanzen.
- Forschung: Mehr internationale Studien in verschiedenen ländern beschleunigen Vergleichbarkeit.
- Potenzial: Präzisere, qualitätsgesicherte Wirkstoffprofile für klinische Ziele.
Komponente | Beobachtetes Potenzial | Herausforderung |
---|---|---|
CBG | Neurologische & entzündungshemmende Effekte | Niedrige Verfügbarkeit, Need for INDs |
CBN | Schlaf und Sedierung | Dosissteuerung, wenige RCTs |
Terpene (z. B. Limonen) | Stimmungsaufhellend, antitumoral in Präklinik | Standardisierung, Stabilität |
Deutschland im Fokus: medizinischer Einsatz, Erstattung und Versorgung
In den letzten Jahren hat sich die Praxis rund um das cannabis rezept in Deutschland deutlich professionalisiert.
Seit 2017 dürfen Ärztinnen und Ärzte Medizinalcannabis verordnen. Die häufigsten Indikationen sind chronische Schmerzen (72%), Spastiken (11%) und Anorexie (7%).
Seit 2017 auf Rezept: Indikationen, ärztliche Rolle, Therapieziele
Ärzte entscheiden individuell und dokumentieren Therapieziele und Risiken. Leitlinien und Registerdaten verbessern die Entscheidungsqualität.
“Viele Patientinnen berichten über spürbare Erleichterung, tragen aber oft Vorfinanzierungskosten.”
Versorgungslage, Kostenübernahme und Importabhängigkeit
Erstattungen folgen meist erst, wenn andere Optionen ausgeschöpft sind. Monatliche Kosten liegen laut Zahlenschätzungen zwischen 300 und 2.200 €.
Die heimische Produktion reichte zeitweise nicht aus; Lieferungen kommen aus Kanada, Dänemark, Niederlanden und Israel. Solche globalen Lieferketten beeinflussen die Verfügbarkeit und haben spürbare auswirkungen auf Patientinnen.
- Praxis: Ärztliche Erfahrung bleibt essenziell.
- Markt: Perspektivisch mehr heimische Produktion und standardisierte Produkte.
- Transparenz: Register wie die IACM‑Bulletins helfen bei der Datenlage: IACM‑Informationen.
Globaler Markt und Legalisierung: Dynamik des „Green Rush“
Legalisierungswellen haben Supply‑Chains, Preise und klinische Studien sichtbar beschleunigt.
2012 öffneten Colorado und Washington als erste US‑Bundesstaaten den Freizeitmarkt; 2018 folgte Kanada mit vollständiger legalisierung cannabis. In Deutschland besteht seit 2017 die medizinische Verordnungspraxis.
USA, Kanada, Israel und Europa im Vergleich
Unterschiedliche Regeln in einzelnen ländern prägen Forschung und Versorgung. Kanada und mehrere US‑Bundesstaaten fördern private Produktion und Forschung. Israel bleibt ein Forschungsstandort mit Exporterfahrung.
Europa zeigt ein fragmentiertes Bild: Schrittweise Öffnung, aber kein einheitlicher Markt. Das beeinflusst Preis, Qualität und grenzüberschreitenden Handel.
Marktausblick: Nachfrage, Produktion und neue Anwendungsfelder
BDSA prognostizierte ein Wachstum des legalen markts von rund 19,7 Mrd. USD (2020) auf 47,2 Mrd. USD (2025). Die Legalisierung treibt Investitionen und professionellere Produktion voran.
- Nachfrage: Pandemie und verändertes Nutzerverhalten steigerten den konsum.
- Produktion: Kanada, Dänemark, Niederlande und Israel formen Lieferketten.
- Neue Felder: OTC‑Produkte, Medizinprodukte und sogar Tiergesundheit gewinnen Interesse.
„Langfristig wird der Green Rush differenzierter: Qualität, Evidenz und Patientennutzen entscheiden.“
Datengetriebene Zukunft: Personalisierte Medizin und Vergleichsstudien
Register und Kohorten aus Ländern wie Deutschland, Kanada und Israel liefern zunehmend daten zu Langzeitwirkung und Sicherheit. Diese Beobachtungsdaten schließen die Lücke zwischen kurzen RCTs und realer Praxis.
Langzeit‑Sicherheitsdaten aus Registern und Kohorten
Kohorten zeigen seltene Nebenwirkungen und langfristige auswirkungen, die in kleinen Studien unentdeckt bleiben. So entstehen robuste Signale für Nutzen und Risiko.
“Registre erlauben es, Trends über Jahre zu verfolgen und reale ergebnisse zu prüfen.”
Genetik, Metabolismus und Profile: Wege zur individualisierten Therapie
Die Kombination aus Genetik und Pharmakokinetik kann das Anspracheverhalten vorhersagen. Personalisierte Dosierung reduziert Trial‑and‑Error und steigert die Therapietreue.
- Direkte Vergleichsstudien mit Opioiden und Standardmedikationen schaffen Evidenz für Leitlinien.
- Digitale Tools strukturieren Outcome‑daten und verbessern Monitoring.
- Für patienten bedeutet das mehr Planbarkeit und weniger Unsicherheit.
Quelle | Beitrag | Konsequenz |
---|---|---|
Register (DE, CA, IL) | Langzeitdaten, Real‑World‑Evidence | Erkennung seltener Nebenwirkungen |
Kohorten | Sicherheitsprofile über Jahre | Bessere Nutzen‑Risiko‑Bewertung |
Genetische & metabolische Tests | Prädiktoren für Ansprechen | Individualisierte Dosierung |
Herausforderungen bleiben: Studiendesign, Verblindung, Finanzierung und Stigma
Forschende und Ärztinnen stoßen auf komplexe Barrieren, die Studien erschweren. Jahrzehntelange Prohibition hat Zugang, Genehmigungen und standardisierte Materialien limitiert.
Komplexität der Pflanze und Entourage‑Effekt
Die Pflanze enthält viele Wirkstoffe. Das erzeugt Probleme bei der Kontrolle von Effekten und bei der Verblindung in RCTs. THC‑Effekte machen Placebo‑Kontrollen schwieriger.
Methodische Hürden und Wege zu robusteren Ergebnissen
Finanzierung war lange knapp, Patentschutz selten. Das bremste hochwertige studie und große randomisierte studien.
- Historisch: Forschungsrückstand durch Restriktionen.
- Qualität: Standardisierte Materialien und klar definierte Prüfungen sind nötig.
- Methoden: Adaptive Designs, Pragmatic Trials und Head‑to‑Head‑Vergleiche steigern Aussagekraft.
- Praxis: Register und Real‑World‑Evidence kompensieren Lücken und dokumentieren Langzeit‑auswirkungen.
- Rolle der ärzte: Ärztinnen und ärzte müssen Evidenz kritisch interpretieren und patientenorientiert anwenden.
„Transparente Berichte aus Registern stärken Vertrauen in Nutzen und Risiko.“
Stigma sinkt in den letzten jahren, doch Aufklärung bleibt wichtig. Nur so führen bessere Methoden und mehr Mittel zu belastbaren Ergebnissen für Konsum und gesundheit im nächsten jahr.
Fazit
Zusammenfassung: Die letzten Jahre haben die Evidenzbasis merklich gestärkt. Immer mehr hochwertige studien und Register liefern belastbare ergebnisse – etwa bei Epilepsie, Chemotherapie‑bedingter Übelkeit und Spastik.
Qualität und Konsistenz (HPLC, GC‑MS, mikrobiologische Prüfungen, GMP/DMF) bleiben entscheidend für Zulassung und Patientensicherheit. Parallel treiben Legalisation und Markt‑entwicklung Investitionen voran.
Personalisierte Ansätze und strukturierte Register versprechen präzisere Therapien gegen schmerzen und weitere Indikationen. Methodische Aufgaben bleiben, doch das Potenzial für bessere gesundheitliche Angebote ist real.
Insgesamt bieten die nächsten Jahre die Chance, das therapeutische potenzial von cannabis evidenzbasiert und verantwortungsvoll zu heben.
FAQ
Was bedeutet der Begriff "Zukunftsperspektiven der Cannabisforschung" konkret?
Er beschreibt die erwarteten Entwicklungen in Studien, regulatorischen Vorgaben, Therapieoptionen und industrieller Umsetzung. Dazu zählen neue klinische Studien, Fortschritte bei Analysemethoden (z. B. HPLC, GC-MS), die Entwicklung standardisierter Arzneiformen und die Erschließung kleinerer Cannabinoide wie CBG oder CBN.
Welche Erkrankungen zeigen laut aktuellen Studien die stärksten Effekte von Cannabinoiden?
Randomisierte, kontrollierte Studien liefern besonders robuste Hinweise für Epilepsie (z. B. Epidiolex), für Chemotherapie-induzierte Übelkeit und für Spastik bei Multipler Sklerose. Bei chronischen Schmerzen, Schlafstörungen und Appetitstörungen gibt es vielversprechende Meta-Analysen, aber weiterhin offene Fragen.
Wie verändert die Legalisierung in verschiedenen Ländern die Forschung und den Markt?
Legalisierung fördert klinische Studien, Investitionen und bessere Daten aus Real-World-Settings. Länder wie die USA, Kanada und Israel zeigen, dass Forschung, Produktion und Versorgung wachsen, während in Europa unterschiedliche Regelungen bestehen und Importabhängigkeit sowie Qualitätsfragen bleiben.
Welche regulatorischen Hürden sind für die Zulassung cannabinoidhaltiger Arzneimittel wichtig?
Wichtige Punkte sind konsistente Qualität, Reinheit, GMP-konforme Produktion, valide Analytik und belastbare klinische Daten. Behörden verlangen präzise Daten zu Sicherheit, Pharmakokinetik und Wirksamkeit; Learnings aus der FDA-Praxis (IND/Pre-IND) sind hier relevant.
Welche Rolle spielen kleinere Cannabinoide und Terpene für die Zukunft der Therapie?
CBG, CBN und andere Minor-Cannabinoide zeigen präklinisch und in ersten Studien eigenes Potenzial, etwa für Neuroprotektion oder Schlaf. Terpene könnten synergische Effekte haben (Entourage-Effekt) und Einfluss auf Stimmung oder Entzündung zeigen. Klinische Bestätigung steht noch aus.
Wie wichtig ist die Darreichungsform für Wirksamkeit und Sicherheit?
Sehr wichtig. Inhalation liefert schnelle Wirkung, orale Formen bergen Herausforderungen bei Bioverfügbarkeit, topische Präparate wirken lokal. Feste orale Darreichungen verbessern Adhärenz, während neue Formulierungen (Retard, Liposomen) Bioverfügbarkeit steigern können.
Was sagen Registerdaten und Real-World-Evidence aus Deutschland zum medizinischen Cannabis?
Register und BfArM-Daten liefern Hinweise zu Indikationen, Nebenwirkungen und Versorgungspraktiken. Sie zeigen Nutzen bei bestimmten Patienten, aber auch Lücken bei Langzeitdaten, Qualitätsstandards und Kostenübernahme.
Gibt es Sicherheitsbedenken bei langfristiger Anwendung von medizinischem Cannabis?
Langzeit-Sicherheitsdaten sind noch begrenzt. Nebenwirkungen reichen von Müdigkeit und Schwindel bis zu psychischen Effekten bei vulnerablen Personen. Registre und Kohortenstudien sollen nun mehr Daten zu Rückzugssymptomen, Interaktionen und Langzeitrisiken liefern.
Wie können Ärzte Qualität und Konsistenz von Cannabisarzneimitteln prüfen?
Ärzte sollten auf Herstellerangaben zu GMP, Chargenanalysen, Cannabinoidprofilen und mikrobiologischen Tests achten. Labortests wie HPLC oder GC-MS und unabhängige Prüfzertifikate helfen, Konsistenz und Reinheit sicherzustellen.
Welche Forschungslücken sollten in den nächsten Jahren adressiert werden?
Wichtige Lücken betreffen Langzeitdaten, Dosisfindung, Vergleiche zu Standardtherapien, Wirkmechanismen kleiner Cannabinoide und Interaktionen mit anderen Medikamenten. Bessere Verblindung, größere randomisierte Studien und standardisierte Endpunkte sind notwendig.
Können Cannabinoide bei der Opioidkrise helfen?
Erste Hinweise deuten an, dass cannabinoidbasierte Interventionen die Opioid-Nutzung reduzieren könnten. Es fehlen jedoch groß angelegte, randomisierte Studien, um Wirksamkeit und Sicherheit als Suchttherapie oder als Opioid-Alternative klar zu belegen.
Wie beeinflusst Personalisierung die künftige Anwendung von Cannabistherapien?
Personalisierte Ansätze berücksichtigen Genetik, Metabolismus, Komorbiditäten und Patientenpräferenzen. Solche Daten erlauben individuellere Dosispläne, Auswahl spezifischer Cannabinoidprofile und bessere Nutzen-Risiko-Abwägungen.
Welche Rolle spielt die Analytik (z. B. HPLC, GC-MS) in der Produktentwicklung?
Analytik ist zentral für die Sicherheit und Zulassung: genaue Cannabinoidbestimmung, Nachweis von Verunreinigungen (Pestizide, Schwermetalle), sowie mikrobiologische Tests sichern Produktqualität und erhöhen die Chancen auf Zulassung.
Was bedeutet "Entourage-Effekt" und wie relevant ist er klinisch?
Der Entourage-Effekt beschreibt die mögliche Synergie zwischen verschiedenen Cannabinoiden und Terpenen. Präklinische Daten sind vielversprechend, klinische Belege sind jedoch noch limitiert. Methodisch saubere Studien sind nötig, um klinische Relevanz zu bestätigen.
Wie werden Kostenübernahme und Versorgung in Deutschland geregelt?
Seit 2017 ist medizinisches Cannabis auf Rezept möglich. Kostenübernahme durch Krankenkassen erfolgt in Einzelfällen nach Prüfung. Versorgung hängt von ärztlicher Indikation, Verfügbarkeit und Importstrukturen ab.
Welche Trends erwarten Experten für den globalen Markt?
Experten sehen wachsende Nachfrage, mehr spezialisierte Hersteller, Expansion in neue Indikationsfelder und stärkere Regulierung. Forschung und Qualitätsstandards werden den Markt professionalisieren und Innovationen fördern.